Vintage Romantik pur, mit grünen Pflanzen, idyllischen weißen Brücken, stoischen Kois, possierlichen Wachteln und natürlich bezaubernden bunten Schmetterlingen – das finden Sie (neben einigen anderen tierischen Bewohnern) im Garten der Schmetterlinge des Schloss Sayn bei Bendorf-Sayn. Wir durften dieses romantische Ambiente für das Shooting der aktuellen vintageinspirierten Frühlingsmode in Ausgabe 27 nutzen. Seit der Saisoneröffnung am 1. März hat der Garten seinen Besuchern aber noch viel mehr zu bieten.
Schmetterlinge und Spitzensportler
Was haben die Rote Helene, der Kleine Blaue Grieche und der Erzherzog gemeinsam? Es sind Namen von Schmetterlingen, die man alle im Garten der Schmetterlinge sehen kann. Über 1000 Puppen, gezüchtet in allen tropischen Regionen der Welt sind bereits in Sayn eingetroffen und täglich schlüpfen im Schmetterlingsgarten farbenfrohe Falter mit solch interessanten Namen.
Seit Saisonbeginn am 1. März im Garten der Schmetterlinge in Sayn kann man sie wieder bewundern. Zudem wurde eine besondere Ausstellung eröffnet. Sie besteht aus zwei Bildwelten. Da sind zum einen Bildtafeln von Schmetterlingen, Insekten, Schlangen, Fischen und Echsen, die Unglaubliches leisten – Wunder der Natur, Superlative in Größe, Geschwindigkeit, und vielen Überlebensformen, wahre Weltmeister. Auf der anderen Seite werden im Jahr der olympischen Winterspiele, der Fußballweltmeisterschaft und anderer sportlicher Groß-Events Fotos von Weltmeistern und anderen Spitzensportlern gezeigt, die Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (98) zwischen 1936 und 2004 „geschossen“ hat.
Fürstin Marianne (aka „Mamarazza“)
Am 9.12.1919 wurde die Fotografin in Salzburg als Baronesse Mayr-Melnhof und die Älteste von neun Geschwistern geboren. Nach der Matura 1939 studiert sie an der Blocherer Kunstakademie in München. Dort lernt sie Ludwig Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn kennen, den sie 1942 heiratet. Nach Kriegsende beschäftigt beide der Wiederaufbau einer Landwirtschaft mit Gärtnerei in Sayn.
1942 bis 1954 kommen fünf Kinder zur Welt. Es bleibt Zeit für Reisen, Besuch vieler Sportveranstaltungen und ein reges gesellschaftliches Leben. 1962 verunglückt Fürst Ludwig und Fürstin Marianne kehrt zurück in ihre österreichische Heimat. Bis ins hohe Alter ist sie eine begehrte Gastgeberin für Künstler und Gäste der Salzburger Festspiele und ein beliebter Gast bei zahlreichen Reisen um die Welt.
Ob Arnold Schwarzenegger, Uwe Seeler oder Niki Lauda, Fürstin Marianne hat sie dabei alle fotografiert. Bei den legendären Mittagessen in ihrem Fuschler Jagdhaus waren viele von ihnen zu Gast. Doch die sportbegeisterte Fürstin konnte man auch bei den 1000km Rennen am Nürburgring, dem Hahnenkamm Rennen in Kitzbühel und in vielen anderen Wettkampfarenen antreffen. Bis heute faszinieren sie sportliche Höchstleistungen und nicht selten ruft sie kurz vor einem Fußball Länderspiel noch ihren Sohn an um sicherzustellen, dass er auch vor dem Fernseher sitzt.
Seit frühester Kindheit ist die Kamera ihr steter Begleiter um alles, was sie aufregend, unterhaltend oder einmalig findet, im Bild fest zu halten. Immer analog, auch bis heute nie digital. Die Akteure und die Menschen um sie herum interessieren sie, schnell ist sie mitten unter ihnen, nicht aufdringlich sondern mit viel Charme ihre Schnappschüsse machend. Und jeder „Schuss“ sitzt. Ihr alter Freund Gunter Sachs, selbst ein großer Fotograf, sagte einmal: „Manni, von Fotografie verstehst du nichts. Aber du weißt, wann du abdrücken musst!“.
Etwa 300.000-mal hat sie in über acht Jahrzehnten „abgedrückt“, alles gleich in Alben geklebt und beschriftet. Mit dem gleichen Sinn für Ordnung werden die Filmstreifen in Karteikästen wohl geordnet archiviert.
Ihr Werk bietet einen einmaligen, sehr privaten Einblick in das Leben der Gesellschaft während einer Zeit, die sich dramatisch schnell gewandelt hat. Wir treffen hier auf die Reichen und Mächtigen genauso wie auf Menschen, die sie fasziniert haben. Ob Schauspieler, Forscher und Spitzenkoch, oder ihr Nachbarbauer in Fuschl und der Dompteur in Las Vegas, alle finden ihren Platz in „Mannis“ roten Alben. Vor allem aber sind es die Spitzensportler und Weltmeister im Skilauf, Fußball, Tennis und Motorsport, die sie im Bild festhalten musste, für sich, ihre Freunde und ihre inzwischen riesige Nachkommenschaft.
Längst haben Andere den Wert dieses Lebenswerks erkannt, Museen und Galerien haben sich um sie bemüht und Fotoausstellungen organisiert. Ihre Bilder konnte man seit 1991 in Einzelausstellungen bewundern, darunter in Salzburg, München, Stuttgart, Frankfurt, Sayn, Wien, Zürich, London, New York und Miami. Dazu erschienen Fotobücher bei Steidl (Mamarazza), Polzer (SaynerZeit und ManniFeste), teNeues (The Sayn-Wittgenstein-Collection) und zuletzt bei Delius Klasing (Stars & Sportcars), ein Buch, das der ADAC 2015 zum Motorsportbuch des Jahres gekürt hat.
Garten der Schmetterlinge
Schloss-Straße 100
56170 Bendorf-Sayn
Mehr Informationen finden Sie hier.
(Foto ganz oben: Fotograf: Daniel Kondratiuk, H&M: Katja Gronau – natürlich Haar & Make-up, Models von links: Vicky Milhan in Blutsgeschwister, Fräulein Eleonore in Kleid via Fräulein Backfisch, John Frose in Vecona Vintage – die ganze Fotostrecke finden Sie in Ausgabe 27 des Vintage Flaneurs)