In der Vintage-Szene spielt das Festival eine große Rolle, dieser Ort wo sich Rock’n’Roll oder Swing noch live erleben und Gleichgesinnte treffen lassen. Wie es so die Art des Vintage Flaneurs ist, haben wir uns das Phänomen genauer angesehen.
Musikalische Veranstaltungen, die so groß sind, dass sie sich in Ort und Organisation von „alltäglichen“ Konzerten unterscheiden – so könnte man ein Festival definieren. Mehr als normale Konzerte sind sie außerdem oft von gesellschaftlich/kultureller Bedeutung, viele sind auf eine bestimmte Musikrichtung und damit eine Musikkultur ausgerichtet. Festivals weisen oft hohe Besucherzahlen auf und gehen über mehrere Tage. Dadurch wird der Besucher aus dem Alltag herausgenommen und erlebt ein ganz eigenes Gefühl der Zusammengehörigkeit – und das ist es für Viele, was sie immer wieder zu Festivals hinzieht.
Wurzeln in Amerika
Auch wenn Festivals nicht zwingend unter freiem Himmel stattfinden, entstammt das uns so wichtige Musikfestival doch dem Open-Air-Festival. Der Begriff entstand Ende der 1960er Jahre. Immer größere Menschenmengen, vor allem Jugendliche, versammelten sich, um zusammen Pop- oder Rockmusik zu hören. Diese Art der musikalischen Veranstaltung war nicht nur größer als alle bisherigen, sie beinhaltete vor allem auch Ideale und war eng verknüpft mit der steigenden Bedeutung von Musik und Stars für die Zuhörer.
Die Geschichte des Open-Airs begann in Amerika. Das erste große und bekannte Festival war das 1. Newport Folk Festival 1959, das mit Jazz, Blues und Folk verschiedene Musikstile vereinte und dadurch immer mehr Menschen anzog. 1965 wies es 80.000 Besucher auf. Allerdings war die Veranstaltungsorganisation noch unausgereift und es gab oft Probleme, was immer wieder zu Ausfällen des Festivals führte. Nichtsdestotrotz erfreute es sich steigender Beliebtheit.
Ein riesen Erfolg war das Monterey International Pop Festival im Jahr 1967 mit 200.000 Besuchern. Es war ein wichtiger Karriereschritt für bedeutsame Künstler wie Jimi Hendrix, Janis Joplin und The Who, die bis dato kaum bekannt waren. Der Erfolg der Veranstaltung sollte viele weitere große Festivals inspirieren. 1969 folgte das bis heute bekannteste Open-Air-Festival: Woodstock. Es spielten 32 Bands vor 500.000 Menschen. Bei weiteren Festivals dieser Größenordnung wurde jedoch auch klar, dass die Organisatoren diesen Dimensionen noch nicht gewachsen waren. Es kam zu Fehlern, durch die zum Beispiel beim Altamont Free Concert 1969 vier Menschen an nur einem Tag starben.
Der Weg des Festivals nach Europa
Die Begeisterung für Festivals blieb aber bestehen und schwappte zu dieser Zeit auch nach Europa, zunächst nach England. Dort wurde 1968 das erste Isle of Wight Festival veranstaltet, das (mit einigen Brüchen) bis heute existiert. Im zweiten Jahr war es mit 120.000 Besuchern schon groß, wurde aber in den Schatten gestellt von dem 1970: Mit 600.000 Besuchern war es mit amerikanischen Events auf Augenhöhe und wurde auch das „Woodstock Europas“ genannt.
1965 erreichte das Festival als Format Deutschland. Hier gab es allerdings einige Startschwierigkeiten. Erst Ende der 70er Jahre fanden die amerikanischen Organisationsstrukturen Eingang, was den Festivalmarkt in Schwung brachte. Bis 1983 waren es bereits 30 größere Festivals, unter anderem ein Alternativ- und Rockfestival auf dem Nürburgring (ab 1980) und die Rockpalast-Festival-Reihe auf der Loreley, die 1984 mit 22.000 Besuchern hiesige Rekorde brach. Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre wurden immer mehr auch kleinere Festivals auf die Beine gestellt, jedoch wurde das Pflaster auch schwieriger. Viele von ihnen kamen und gingen bis heute – die Musiklandschaft verändert sich, Künstlergagen steigen, die Menschen, die durch Festivals erreicht werden, ticken anders als früher. Dennoch ist das Format nach wie vor beliebt, heute sind es einige hundert Festivals in Deutschland. Und es gibt eine Reihe von Großveranstaltungen, die aus der deutschen Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken sind. Dazu kommen zahlreiche kleinere, oft an Szenen orientierte Festivals, auch im Vintage- und Retrobereich.
Gutes Tun und Spaß dabei
Wie bereits erwähnt sind viele Festivals ideell aufgeladen. Sie werden zum Ausdruck einer bestimmten Lebenseinstellung oder politischen Idee. Konsequenterweise gibt es daher auch Veranstaltungen, bei denen es nicht um den Gewinn geht, Benefizveranstaltungen wie das berühmte Wohltätigkeitskonzert Live Aid. Es fand parallel in London und Philadelphia am 13. Juli 1985 statt und war das bis dahin größte Rockkonzert der Geschichte. Viele Festivals, die keinen Eintritt kosten, bereichern die kulturelle Landschaft weltweit. Auffällig vor allem in jüngster Zeit ist auch das Anliegen vieler Festivals, die Ideen von Nachhaltigkeit und weltweiter Gemeinschaft an die Zuhörer zu bringen, ohne dabei verstaubt oder langweilig zu wirken. So werden in der Organisation immer häufiger Fragen nach sauberer Energie, wiederverwertbaren Ressourcen und dem Umgang mit Müll diskutiert.
Kein Wunder also, dass Sie in Ausgabe 34 des Vintage Flaneurs neben nützlichen Tipps zum Thema „Festival“ auch das Thema „Nachhaltigkeit“ finden, mit tollen Projekten und spannenden Geschichten, wie der des Elektroautos. Make-up und/oder Frisuren, die auch fürs Festival taugen, gibt es natürlich auch in jeder Ausgabem aber auch hier auf unserer Seite. (lies unten noch weiter)
Dein Vintage-Festival-Tipp
Natürlich gibt es auch im Vintage bereich inzwischen zahlreiche größere und kleinere Festivals. Sie werden gern kombiniert mit Tanzkursen und Oldtimertreffen, bieten famosen Live-Musik und Märkte, auf denen man alles erstehen kann, was das Vintage-Herz begehrt. Auch der Vintage Flaneur ist auf einigen zu finden – so zum Beispiel auf dem Walldorf Weekender, der US-Car & Bikeshow in Grefrath und natürlich dem Firebirds Festival in Trebsen bei Leipzig, wo auch unsere Wahl zur Miss Vintage Flaneur ihr Finale findet. Aber das war natürlich noch lange nicht alles, was es gibt. Gib uns deinen Tipp: Welches Vintage-Festival sollte man als Retro-Fan auf keinen Fall verpassen?