Manja von der Modespitze Plauen/Frieda&Elly besuchte eine Ausstellung, die sich mit einem hautnahen und hochmodischen Modezweig beschäftigt: Dessous und Unterwäsche. Ihnen erzählt sie, wie es war.
Spitze – der verführerische Hauch von ein bisschen mehr als Nichts – ist ein wahrer Evergreen, wenn es um Dessous geht. Deshalb liegt es natürlich nah, dass wir die aktuelle Sonderausstellung auf Schloß Voigtsberg im vogtländischen Oelsnitz besuchen, die sich mit der Geschichte der Miederwaren befasst.
In den Räumen des altehrwürdigen Schlosses widmet sich die Ausstellung „hautnah & hochmodisch“ einem Stück sächsischer Industriegeschichte und dem mittlerweile 150jährigen Bestehens der Firma Moritz Hendel & Söhne.
Die Ausstellung zeigt einen umfangreichen Querschnitt der Miederwarenproduktion in Sachsen. Es gibt alte Korsetts zu bestaunen, jede Menge verzierte Strumpfhaltergürtel und Büstenhalter – für den übrigens das erste Patent 1899 an die Dresdnerin Christine Hardt ging.
Die liebevoll gestaltete Ausstellung wird durch historische Reklame, sei es gedruckt oder als Werbefilm, und Werbefiguren ergänzt. Und was mich besonders erfreut, sind die vielen erhaltenen Originalverpackungen. Historische Maschinen geben zusätzlich einen Einblick in die Herstellungsprozesse früherer Jahre.
Die Ausstellung bietet einen lebendigen Blick auf die Geschichte der Unterwäscheproduktion. Und man hat nicht nur eine Menge zu bestaunen, sondern auch viel zu lesen. In wissenswerten Texten taucht der geneigte Besucher in die Geschichte der Firma Moritz Hendel & Söhne ein. Die oelsnitzer Firma wurde 1865 gegründet und bildete den Grundstock der sächsischen Korsettindustrie. Anhand der Firmengeschichte wird zusätzlich die Entwicklung der Textilindustrie in Sachsen und Deutschland nachgezeichnet.
Aber der Besucher erfährt auch viel über die Miederwaren an sich. Sie sind nicht nur modisches Beiwerk, sondern gleichzeitig Ausdruck der aktuellen Kultur und spiegeln den Wandel der Gesellschaft und den Zeitgeist wieder, so wie z.B. die offene, emanzipierte Zeit der 20er Jahre, in der für das enge Korsett nur wenig Platz war. Oder die Zeiten der Rohstoffknappheit während des zweiten Weltkriegs – wo die Unterwäsche auch schon mal aus alten Servietten oder Scheuerlappen (ja, richtig gelesen: Scheuerlappen) entstehen musste. So ist der BH nicht nur ein Stück Stoff mit Draht sondern auch gleichzeitig ein Stück Weltgeschichte.
Wunderbar anschaulich werden die Schritte der Entstehung einer Unterwäscheserie beschrieben – von den Originalskizzen bis zu den Einzelteilen aus denen ein BH besteht, lassen sich die vielen Schritte einzeln nachvollziehen.
Unter den vielen Originalexponaten ist auch ein BH von Marlene Dietrich und ein Korsett von Marika Rökk – zugegebenermaßen hätte ich mir beides etwas glamouröser vorgestellt. Aber davon können Sie sich gern selbst überzeugen.
Die sehr lohnenswerte Ausstellung ist noch bis zum 25. Oktober 2015 in Oelsnitz zu sehen:
Schloß Voigstberg
Schloßstraße 32, 08606 Oelsnitz/Vogtl.
dienstags bis sonntags von 11.00 – 17.00 Uhr
weitere Informationen unter: www.schloss-voigtsberg.de
Ihre Manja