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TV-Serie: „Call the Midwife“ auf zdf neo

ZDFneo scheint erfreulicherweise Vintage und insbesondere Arztserien dieses Bereichs für sich entdeckt zu haben – nach „The Knick“ kommt nun mit „Call the midwife“ eine Serie über eine Hebamme der 1950er Jahre. Wir denken, dass ZDFneo da auf genau die richtge Idee gekommen ist und freuen uns schon..

Jenny Lee (Jessica Raine) kehrt in die Geburtsklinik zurück und wird gleich mit einem neuen Fall konfrontiert. Copyright: ZDF/Laurence Cendrowicz
Jenny Lee (Jessica Raine) kehrt in die Geburtsklinik zurück und wird gleich mit einem neuen Fall konfrontiert.
Copyright: ZDF/Laurence Cendrowicz
Noch sichtlich erschöpft ist Shirley Redmond (Emma Noakes, r.) nach der Geburt ihres Babys. Jenny Lee (Jessica Raine, l.) untersucht das Neugeborene. Copyright: ZDF/Laurence Cendrowicz
Noch sichtlich erschöpft ist Shirley Redmond (Emma Noakes, r.) nach der Geburt ihres Babys. Jenny Lee (Jessica Raine, l.) untersucht das Neugeborene.
Copyright: ZDF/Laurence Cendrowicz

In nahezu jeder Folge der britischen Serie „Call the Midwife – Ruf des Lebens“, die auf den gleichnamigen Memoiren der Krankenschwester Jennifer Worth beruhen, bleibt am Ende das Gefühl, dass doch alles gut wird und die Welt nicht ganz so schlecht ist, wie man manchmal denken könnte. Es geht um die großen und kleinen Dramen des Lebens, um Verzweiflung, Angst, Trauer, Liebe und Glück im London der 1950er Jahre.

ZDFneo zeigt mit „Call the Midwife“ eine emotionale und menschliche Serie, die vor Augen führt, was von den ersten Minuten an das Besondere am Leben ist. Einfühlsam und realistisch wird die Arbeit von Hebammen dargestellt, sodass der Zuschauer spürt, was diesen Beruf ausmacht.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Jenny Lee (gespielt von Jessica Raine), die gemeinsam mit den Nonnen des Nonnatus-Hauses Geburtshilfe im Londoner Armenviertel East End leistet. Im Nonnatus-Haus leben und arbeiten die unterschiedlichsten Charaktere miteinander. Unter ihnen die vergessliche Schwester Monica-Joan und Trixie Franklin, die mit ihren modernen Ansichten so manches Mal für Furore sorgt. So verschieden die Schwestern auch sind, alle ziehen selbstbewusst an einem Strang und beweisen auch unter widrigsten Umständen ihren Mut.

Jenny Lee (Jessica Raine, r.) muss im London Hospital mit dem arroganten Chirurgen Aubrey Tracey (Anthony Calf, r.) zusammenarbeiten. Copyright: ZDF/Laurence Cendrowicz
Jenny Lee (Jessica Raine, r.) muss im London Hospital mit dem arroganten Chirurgen Aubrey Tracey (Anthony Calf, r.) zusammenarbeiten.
Copyright: ZDF/Laurence Cendrowicz

Allgegenwärtig sind die Armut und die katastrophalen hygienischen Bedingungen, doch gleichzeitig erlebt Jenny Lee Hoffnung und Menschlichkeit in ihrer positivsten Form: „Während meiner Jahre im East End radelte ich durch sonnige Straßen, Mütter wurden gefahrlos von ihren Babys entbunden und die ganze Welt schien zu strahlen. Es war leicht, die dunklen Flecken auf dem Diamanten zu übersehen – die Schatten in den hellsten Ecken des Tages.“ So hört man Jenny Lee als alte Frau rückblickend sprechen, während man sie als junge Frau durch das verarmte London fahren sieht.

Die aufwändig produzierte BBC-Serie wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2012 mit dem „TV and Radio Industries Club Award“ als Dramaserie des Jahres. Die Schauspielerin Miranda Hart, die die Nonne Chummy Noakes verkörpert, gewann 2012 bei den britischen „TV Choice Awards“ in der Kategorie „Beste Schauspielerin“. Des Weiteren erhielt sie ein Jahr darauf die Auszeichnung „Beste weibliche Darstellerin“ bei den „National Television Awards“.

ZDFneo zeigt die ersten drei Staffeln von „Call the Midwife – Ruf des Lebens“ ab dem 9. Oktober 2015 immer freitags ab 21.45 in Doppelfolgen.

(Bild oben: Die Hebammen des Nonnatus Haus‘: Jenny Lee (Jessica Raine, l.), Schwester Evangelina (Pam Ferris, m.) und Schwester Bernadette (Laura Main, r.).
Copyright: ZDF/Laurence Cendrowicz)

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Serie: „The Knick“ auf zdf neo

Sie beschweren sich übers Krankenhausessen? Dann wird Ihnen „The Knick“ eine andere Sicht auf die Dinge geben.

Düster muss es gewesen sein, um 1900 in New York, und die Medizin noch weit entfernt von heutigen Standards. Im „Knick“ (kurz für das Knickerbocker-Krankenhaus) spielt die neue Serie „The Knick“, deren erste 2 Folgen gestern Abend, Dienstag dem 18.07.2015 bei ZDFneo liefen.  Die

Von Entzugserscheinungen gezeichnet: Dr. Thackery (Clive Owen).
Von Entzugserscheinungen gezeichnet: Dr. Thackery (Clive Owen).

Chirurgie steht noch an ihren Anfängen und viele Menschen lassen bei den Versuchen, medizinisch besser zu werden, ihr Leben. Diesen Druck erträgt Chefarzt der Chirurgie Christiansen nicht mehr und nimmt sich das Leben – er überlässt seinen Platz damit seinem Freund, Kollegen und genialen Arzt Dr. John Thackery, der mit Hilfe von Kokain und Opium seinen eigenen Weg gefunden hat, mit der Lage umzugehen. Diesen begleiten Sie in der Serie nun bei den Versuchen, die chirurgischen Verfahren zu verbessern aber auch bei seinen Räuschen und Ausfällen – denn ähnlich wie Dr. House ist Dr. Thackery nicht als übersympathische Figur angelegt. Vielmehr ist er einzelgängerisch, ruppig und rassistisch, wenn auch mit Anflügen von Loyalität und Befähigung vor allem zu Männerfreundschaften. Zu ihm stößt der auch wegen seiner dunklen Hautfarbe ungewollte aber ebenso fähige Arzt Dr. Algernon Edwards.

Szene aus "The Knick"
Thackery (Clive Owen, Mitte laufend) kommt einem Schwarzen, dem weiße Lynchjustiz droht, vor dem „Knick“ zu Hilfe.

Neben diesem oftmals blutig abgefilmten Teil der Serie beschäftigt sie sich mit den Zuständen rund um das Krankenhaus herum. Sie erleben Sanitäter, die sich um Patienten prügeln – denn wenn sie diese „ihrem“ Krankenhaus bringen (vor allem wenn es wohlhabende Patienten sind), verdient das Krankenhaus am Patienten und die Sanitäter erhalten eine Art „Finderlohn“. Die Problematik der Finanzierung kommt immer wieder zu Wort: Man braucht reiche „Kunden“ oder Gönner, will aber keine Abstriche in der Grundversorgung machen. Desinfektion gibt es noch nicht, die Ärzte arbeiten mit bloßen Händen und grobem Gerät. Elektrizität findet gerade erst ihren Weg und stellt die Menschen auf die Probe. Von Bestechung des Gesundheitsamtes ist die Rede, dessen Mitarbeiter Hausbesitzer dank Schmiergeld nicht zwingen, ihre Häuser mit Elektrizität und fließenden Wasser auszustatten. Dies wäre zum Schutz vor Seuchen gedacht, denn es grassieren Krankheiten wie Typhus und Tuberkulose. Kinder müssen arbeiten. Dunkelheutige leben in Ghettos. Es wird ein hartes, dreckiges Leben skizziert, neben dem das der sehr Reichen wie in einer Seifenblase herläuft.60086-8-02

Szene aus der Serie "The Knick"
Dr. Thackery (Clive Owen) versucht, assistiert von Lucy (Eve Hewson, r.) eine erste Bluttransfusion.

Und es gibt viel Spannendes zu sehen. Wie früher Blut abgepumpt wurde zum Beispiel, mit einer Handpumpe. Oder wie der Sanitäterwagen mit handbetriebenem Warnhorn durch die Straßen fährt.

„The Knick“ besticht durch zwiespältige Charaktere in einer harten Welt, Menschen, bei denen Gutes und Schlechtes so nah beieinanderliegen, dass es nicht mehr auseinanderdividiert werden kann – passend zu den rauhen Zeiten, in denen sie sich bewegen. Mit Clive Owen ist Dr. Thackery groß besetzt. Die Stimmung der Serie ist, wie man sie sich nur wünschen kann, düster mit der Hoffnung auf Licht. Allerdings, das sei gesagt: Dank der ausführlichen Operationsszenen und der dabei nicht selten sterbenden Menschen ist „The Knick“ nichts für zarte Gemüter. Denen mit einem starken Magen und Faszination für die Jahrhundertwende wird sie dagegen gefallen und Stoff zum Nachdenken geben. Wir waren plötzlich ganz dankbar fürs Krankenhausessen heute…

Die Serie „The Knick“ läuft Dienstag Abends, um 22.30 auf ZDFneo60086-8-01

 

Alle Bilder: Copyright: ZDF/Mary Cybulski