Nach meinem Bericht in Ausgabe 29 des Vintage Flaneurs über den Dapper Day an und für sich, möchte ich Ihnen hier noch meine ganz persönlichen Erfahrungen auf diesem Event berichten. Ein Besuch in Disneyland Paris ist für mich etwas ganz Besonderes: die Nostalgie aus Kindertagen gepaart mit der unfassbaren Detailverliebtheit des Parks zieht mich immer wieder zurück… erst recht, seit durch den Dapper Day zwei Mal im Jahr die Schönheit der Themenparkanlage zusätzlich unterstrichen wird durch die Eleganz der teilnehmenden Besucher.
Den Dapper Day erleben
Mein erster Dapper Day ist mittlerweile schon zwei Jahre her, aber ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen: an mein allererstes Retro-Kleid, eigens für diesen Anlass im Internet gekauft, an die irritierten Blicke der Touristen im Shuttle-Bus zum Freizeitpark, als meine beste Freundin und ich herausgeputzt mit Kleidchen, Handschuhen und rotem Lippenstift zwischen ihnen Platz nahmen…
Es war der Beginn einer wunderbaren Liebesgeschichte! Knapp hundert Teilnehmer waren es an diesem Tag, seitdem wächst die Gruppe unaufhaltsam: wenn einmal alle am gleichen Ort versammelt sind, weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll vor lauter schönen Menschen. Zwischen alten Bekannten und neuen Freunden hat man nicht selten das Gefühl, dass der Tag mehr als 24 Stunden bräuchte – die Zeit scheint nie auszureichen, um sich mit allen ausgedehnt zu unterhalten, jeden einzelnen Look ausgiebig zu bewundern und all die Komplimente loszuwerden, die einem auf der Zunge liegen. Trotzdem haftet der Veranstaltung immer noch etwas unglaublich Familiäres an; das mag an den bekannten Gesichtern liegen, die man Mal um Mal dort antrifft oder an der Tatsache, dass wildfremde Menschen durch ein gemeinsames Interesse für einen Tag zu einer Art Familie werden. Die vorherrschende gute Stimmung trotzt allen Widrigkeiten – sei es das manchmal unvermeidliche schlechte Wetter oder der nicht selten selbstauferlegte Stress der regulären Themenparkbesucher.
Der Dapper Day ist tatsächlich ein sehr entschleunigtes Freizeitparkerlebnis: allzu schnelle Achterbahnen fallen wegen Hut und Haaren schon einmal weg und verkürzen damit ganz erheblich den Zeitverlust durch stundenlanges Anstehen. Die so gewonnene Zeit lässt sich ganz fantastisch nutzen, um nach Herzenslust durch den Park zu flanieren, die liebevoll gestalteten Themenländer auf sich wirken zu lassen und natürlich auch um den perfekten Ort für das perfekte Erinnerungsfoto zu finden. Es gibt so viele kleine versteckte Ecken und Winkel, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Und wenn man sich am Ende doch einmal in einer längeren Warteschlange wiederfindet, dann oftmals nicht alleine. So lassen sich dann auch endlich diese ersehnten, ausgedehnten Gespräche führen und man hat vielleicht den einen oder anderen Geheimtipp in Sachen Styling in der Tasche, wenn man endlich den Einstiegsbereich erreicht.
Einmal „Vintage Prinzessin“
Natürlich zieht eine Gruppe von mehreren hundert sorgfältig herausgeputzten Leuten unweigerlich die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich – auch, wenn sie eigentlich die meiste Zeit des Tages über in weit verstreuten Grüppchen unterschiedlicher Größe unterwegs ist. Irritation, Neugier und vor allem Begeisterung prägen die Begegnungen sowohl mit den Angestellten als auch mit den regulären Parkbesuchern. Nicht selten erkundigen sich die einen wie die anderen nach dem Anlass für all die schönen Kleider. „Warum seid ihr wie Prinzessinnen angezogen?“ hat mal eine junge Frau gefragt, als ich mit Freunden hinter dem Dornröschenschloss Fotos gemacht habe. Und obwohl es normalerweise ja eigentlich die Besucher sind, die die Mitarbeiter fotografieren, wurden wir vor zwei Jahren tatsächlich einmal halb im Scherz um ein Bild gebeten – die Kollegin fände die Kleider so hübsch. Meine bisher liebste Reaktion kam allerdings im letzten Herbst von Cinderellas Stiefschwestern, die wissen wollten, ob ich eine Königin sei und sie bitte zu meinem nächsten Ball einladen könne; darüber muss ich heute noch lachen!
Es ist ein wunderbares Gefühl zu merken, dass man nicht nur sich selbst einen schönen Moment bereitet, sondern auch den Menschen um sich herum. Der Dapper Day ermöglicht seinen Teilnehmern, sich selbst zu einem Teil des Zaubers zu machen, wenn sie in ihren eleganten Kleidern in die detailverliebten Dekors des Parks eintauchen. Nicht wenige können sich das Disneyland hinterher gar nicht mehr vorstellen ohne all die schön gekleideten Menschen, die ihnen den Tag über begegnet sind. Und auch für sie selbst kommt eine Rückkehr zur Jeans, T-Shirt und Turnschuhen kaum in Frage – nicht jeder mag durch den Dapper Day zur Vintage-Szene finden, aber zumindest die Devise „Hauptsache praktisch“ wird nach solch einem Tag durchaus hinterfragt. Und manchmal kann es ja schon ausreichen, wenn für den Einzelnen die Welt für einen einzigen, besonderen Tag ein bisschen schöner wird!
PS: Lust auf Disney? Hier finden Sie noch ein DIY für eine maritime Disney-angehauchte Muschelbrosche, die Sie auf dem DapperDay strahlen lassen wird!
Text und alle Bilder: Carolin Unnewehr